Das Pulsnitztal

Die Pulsnitz ist ein Nebenfluss der Schwarzen Elster. Sie entspringt bei Ohorn unweit der Kleinstadt Pulsnitz in Sachsen und fließt durch die Städte Pulsnitz, Königsbrück und Ortrand.

Die Pulsnitz fließt durch die Königsbrücker und Krakauische Heide, wo sich zwischen 1906 - 1992 der Truppenübungsplatz Königsbrück und bis 1938 der Marktflecken Krakau befand. Nach etwa 60 Kilometern mündet sie heutzutage unweit von Elsterwerda in die Schwarze Elster.

Die ursprüngliche Mündung und damit auch die sächsisch-brandenburgische Landesgrenze befand sich jedoch nach dem Dorf Tettau. Sie bildete das historische Dreiländereck der Markgrafschaft Meißen mit der Ober- und der Niederlausitz.

Der Oberlauf und fast das gesamte sächsische Tiefental der Pulsnitz stehen unter Natur- bzw. Landschaftsschutz. Der kleine Fluss ist dort weitestgehend naturbelassen. Durch die teilweise Begradigung der Pulsnitz und ihres Nebenflusses, dem Haselbach, wurde im Oberlauf die Fließgeschwindigkeit und infolge dessen der Geschiebetransport erhöht. Die ehemals bei Königsbrück angesiedelten seltenen Flussperlmuscheln versandeten und starben ab. Die starke Verschmutzung der Pulsnitz durch Abwässer von Haushalten und (Textil-) Industrie ließ nach der Wiedervereinigung durch den Bau von kommunalen Kläranlagen und den Niedergang der ostdeutschen Industrie nach.

Die Pulsnitz war über Jahrhunderte der Grenzfluss zwischen Sachsen und der Oberlausitz, woran noch alte Flurnamen erinnern. Mehrere Ansiedlungen befanden sich beiderseits des Flusses, wobei der am westliche Ufer gelegene Teil regelmäßig als Meißner Seite und der östlich gelegene als Oberlausitzer Seite (bzw. auch Böhmische Seite) bezeichnet wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind diese Orte vereinigt worden.

Die Pulsnitz wird auch als Grenze zwischen den alten elbslawischen Stammesgebieten der Daleminzi, Lusitzi und Milzener angesehen.

Zu den Nebenflüssen der Pulsnitz gehört u.a. der Otterbach.

Quelle Wikipedia vom 06.03.2009



"Im schönen Tiefental"

Wenn Ihr nur auch im Laufe der Kriegsjahre manches Land Europas und die Ränder Afrikas geschaut habt, ich weiß, Eure schlichte Heimat habt Ihr dennoch nicht vergessen. Sie bleibt Eure Liebe und Eure Sehnsucht. Sie steht in stillen Stunden wie ein zukünftiges Glück vor Eurer Seele.

Bist Du einmal an einem Maienmorgen den Pfad an der Pulsnitz entlang gegangen? Lautlos ist Dein Schritt auf weichem Boden. Auf den Pfad fallen helle Sonnenstrahlen, die den Weg durch das lichtgrüne Blätterdach der Buchen gefunden haben. In den Eichen dudelt der Pirol, aber sehen kannst Du den scheuen Burschen nicht. An morschen Rinden klopft der Specht und wechselt oft die Seiten. Auch er hat sich einen Taktik erprobt, die zum Erfolg führt. Drosseln schlagen. Auf der Spitze der halbwüchsigen Fichten sitzt der liebe kleine Sänger mit der roten Kehle. Alles übertönt wie Orgelklang der Ruf des Wildtaubers aus dem hohen Fichtendunkel.
Gehe dann auch einmal denselben Weg, wenn der Neuschnee das Winterkleid über das Tal geworfen hat. Die Stille ruft die Erinnerung an den lauten Maientag wach. Du mußt den Schritt verhalten, wenn Du den glasdünnen Sang der Goldhähnchen vernehmen willst, die dort im Fichtengeäst kopfüber, kopfunter turnen. Wenn Du Glück hast, siehst Du auch ein paar Haubenmeisen bei ihnen. Da tönt ein Pfiff neben Dir, und Du erspähst bloß noch, wie ein blaugrüner Diamant in Handbreite über das dünne Eis der Pulsnitz flitzt. Es ist der Eisvogel, dieser schillernde Gast aus dem hohen Norden.
Läge unser Tiefental in der Nähe einer Großstadt, wäre es wohl mit den stillen Feierstunden vorbei. Wenn man früher, auch an Sonntagen, beim Gang durch´s Tiefental keinem Menschen begegnet, war man versucht, die Königsbrücker der Undankbarkeit zu zeihen, die dieses Kleinod ihrer Heimat so beiseiteliegen ließen.
Das ist in den letzten Jahren anders geworden. Wenn Ihr jetzt besonders an den Sonntagen, an des Pulsnitzknie kommt, wo der Grauwackefelsen mit dem gelben Schwefelmoos die Pulsnitz zum Lauf nach Süden zwingt, dann werdet Ihr ein ungewohntes Bild schauen. Eine Volksmenge, wenn auch nicht ganz so massig wie zum Himmelfahrtstage auf dem Keulenberge, lagert da mit freudigen Gesichtern. Die Kleinsten quietschen vor Vergnügen über alles, was da tanzt, hämmert, sägt und pocht. Die größeren Jungen mit technischer Veranlagung untersuchen mit kritischen Blicken, wie die Kraft des Wassers hier und dort in Arbeitsleistung umgesetzt wird. Manchem dämmert ein Licht, wie eine starke Wasserkraft ausgenutzt werden kann, wenn Deutschland einst mit der Kohle sparsamer umgehen muß. Die Alten aber sitzen daneben, freuen sich ihrer Kinder und werden sich bewußt, welch schönes Fleckchen Erde doch eigentlich unser Tiefental ist. Auch Familiengruppen aus den Nachbardörfern eilen dem Kinderparadiese zu.
Der Zauberer dieses Paradieses für große und kleine Kinder ist Vater Georgi, den Ihr auf dem Bilde inmitten der dankbaren Kundschaft seht. Er ist kein Jüngling mehr, sondern feierte in diesem Sommer seine Goldene Hochzeit. Aber nur einer dessen Herz trotz der grauen Haare jung blieb, kann der Jugend solche Zauberwelt schaffen. Wieviel Stunden seines Lebensabends hat er wohl an dieses Werk gegeben, das von Jahr zu Jahr vielgestaltiger wurde? Die Hauptarbeitszeit ist der Winter. Die Werkstatt der Boden, dem die durchgehenden Essen so eine Temperatur von etwas über 0 Grad geben. Für die steif werdenden Finger bringt Mutter Georgi mitunter eine Wärmflasche. Der Meister aber hämmert, sägt, bastelt, leimt und malt, Tag um Tag. Wenn dann die Schneeschmelze vorüber ist, beginnt er mit dem Aufbau und setzt seinen Stolz daran, die Kinderherzen mit immer neuen Überraschungen zu erfreuen. Dann gilt es, Tag für Tag das Werk zu überwachen und Schäden auszubessern, die Wettersturz, Mutwille oder übereifriger Forschersinn anrichteten.
Wenn das jetzt heranwachsende Geschlecht einst an seine Kinderzeit zurückdenkt, dann wird dankbare Erinnerung auch dem Vater Georgi gelten.
Hoffentlich ist nicht gerade dicke Luft bei Euch, wenn Ihr über dem Lesen dieser Zeilen seid, damit der Frieden des Tiefentales eine Weile über Euren Herzen ist und sie stark macht.

Arthur Kießling
aus "Königsbrücker Heimatbrief" Nr. 2 von 1942



Das Paradies für groß und klein im Tiefental / Besuch bei Vater Georgi

Dort, wo am Pulsnitzknie der kleine Quellfluß sich zur Pulsnitz gesellt und wo sich die Winkel der Gemeinden Reichenau und Gräfenhain mit der Stadt Königsbrück schneiden, im Tiefental herrlichster Romantik, ist seit einiger Zeit wieder das Paradies für die kleinen und großen Kinder aufgebaut. Wir brauchen wirklich des Sonntags nicht verreisen und die Eisenbahn zu belasten. Wir können in unserer schönen Umgebung verweilen, und da lohnt sich immer und immer wieder ein Spaziergang nach der Stätte, wo Vater Georgi aus Königsbrück ein Paradies gezaubert hat. An dem Quellflüßchen ist ein Werken und Schaffen, überall pocht, hämmert und klappert es. Die Mühlräder, von der Kraft des Wassers getrieben, setzen bunte Figuren, tanzende Pärchen, arbeitende Menschen in Tätigkeit. Die ganze Handwerkerschaft scheint vertreten zu sein. Und so hat Vater Georgi, der Erbauer aller dieser Anlagen, auch seinem Handwerksstand dort ein kleines Denkmal gesetzt von freudigem, rastlosem Schaffen. Vater Georgi ist selbst 38 Jahre in Königsbrück als Klempner tätig gewesen, nachdem er als Handwerksbursche im Jahre 1889 aus Lauter im Erzgebirge nach Königsbrück kam. Tag für Tag in den Wintermonaten hat er sich auf seinem Boden gesetzt, der ihm in der Schloßstraße als Werkstatt dient. Dort liegen die vielen Kästen mit den verschiedensten Werkzeugen und die Töpfe mit den Farben, die den kleinen, schmuck hergerichteten Wasserrädern ihre Buntheit und damit eine betonte Romantik geben. Märchenhaft liegen die Anlagen dort zwischen der Waldlichtung und sind ewig der Anziehungspunkt eines naturliebenden Wanderers.
Seit 1938 hat Vater Georgi diese Anlagen gebaut, und er spricht noch heute dankbar von seinem Gönner Dr. Naumann, der ihm den Boden zu diesem zauberhaften Paradies überlassen hat und dadurch nicht nur ihm, sondern allen Spaziergängern eine große Freude bereitete.
Es klappern die Mühlen am rauschenden Bach. Das ist nicht zuviel gesagt. Denn das alte Volkslied besingt das Idyll des Mühlrades und die Romantik solchen Anblickes. So ist es auch hier.
Von den sieben grün-weiß leuchtenden Rädern werden Holzhacker, ein Schuhmacher, der beim Besohlen eines Schuhes den Hammer schwingt, ein Dreschgespann, eine ganze Tischlerei, eine Klempnerei, eine Schmiede und vieles andere betrieben. Das niedlichste Spielzeug, wenn man es jetzt so einmal nennen wollte, ist die Feuerspritze. Da pumpen eifrig vier Männer, der fünfte hält den Schlauch und löscht den Dachstuhlbrand, naturgetreu nachgemacht fließt auch das Wasser ununterbrochen aus dem Schlauch.


Neben diesen durch Wasser angetriebenen Werke hat Vater Georgi auch noch etliche Häuser aus Königsbrück wirklichkeitsnahe zusammengebaut und ihnen in allen Feinheiten Fenster, Türme und Farben gegeben. So sind die Häuser vom "Schwarzen Adler" bis zu den "Hirsch-Lichtspielen" und gegenüber das Rathaus und das Verlagsgebäude der "Neuen Heide-Zeitung" in Miniaturausgabe dort zu sehen. Der Besucher wird auch noch das "Gasthaus zum Tiefental" bemerken, das es in Wirklichkeit aber leider nicht gibt. Es sollte, wie Vater Georgi uns verraten hat, ein Wink sein für die Planungen nach dem Kriege. Insgesamt sind es zur Zeit 15 durch Wasser getriebene kleine Werke und 23 Häuser aus unserem Königsbrück.
Vater Georgi hat sich durch dieses wirklich hübsche Kunstwerk der Holzschnitzerei überall Freunde gemacht. Schade ist es nur, wenn irgendwelche übereifrigen Hände an den Rädern usw. herumhantieren und das zerstören, was ein großer Freund unserer Jugend und unserer Kleinen in mühsamer Arbeit zur Freude aller geschaffen hat. Das mag jeder bedenken, wenn ihm sein Weg in das Tiefental führt, das eine heimatliche Kostbarkeit in sich birgt und nie genug dankbare Besucher finden kann.

aus "Neue Heide-Zeitung" vom 28. April 1944



Wußten Sie schon, daß das ganze Tiefental unter Naturschutz steht? Das Büchlein "Die Naturdenkmäler der sächsischen Oberlausitz", herausgegeben von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Bautzen, sagt darüber:
"In steile Hänge von Granit und Grauwacke tief eingeschnittener Lauf der Pulsnitz zwischen Reichenau und Königsbrück. Schönster Abschnitt des Pulsnitztales mit reicher Uferwaldflora: stattliche Eichen, Rüstern, Ahorne, Eschen, Kiefern, am Wasser üppige Bestände von Sonnenhut, Holunder-Baldrian, Akeleiblättriger Wiesenkraute. Ähriger Teufelskralle (bisher einziges bekanntes Vorkommen im Kreise Kamenz), Straußfarn (selten). In einem feuchten Seitentälchen Schuppenwurz zu Hunderten; in einem Quellsumpf Hexenkraut (Circaea intermedia Ehrh.). Auf trockenen Südhängen Waldgamander in größter Menge, ferner südlich-kontinentale Arten wie Schwarzwerdender Goldregen, Berghaarstrang, Schwalbenwurz. Das Tiefental ist auch der im Gebiete bisher einzige bekanntgewordene Standort für den Winterschachtelhalm. Auch ohne seine besonderen botanischen Kostbarkeiten stellt das Tiefental einen der schönsten Erdenwinkel im Kreise dar. Einheimische und Fremde finden in dem grünen stillen Waldtal Frieden und Erholung. Schon aus diesem Grunde verdient dies fast unberührt gebliebene Stück Heimaterde für alle Zeiten unversehrt erhalten zu bleiben, zumal die Pulsnitz der von der Industrie am wenigsten verseuchte Fluß des Kreises ist, im Gegensatz zur "Schwarzen Elster" und "Röder" ".
Es hätte wohl kaum einer aus unserer Heimat gewagt, in solch überschwenglichen Tönen das Tiefental zu preisen. Max Militzer, Bautzen, hat die vorstehenden Sätze geschrieben, und er ist als strenger Wissenschaftler turmhoch erhaben über den Verdacht, nur einfach zu schwärmen. Wir aber wollen es uns merken, daß fremde Kenner unser Tiefental als den "schönsten Erdenwinkel im Kreise" betrachten und den Wunsch aussprechen, daß dieses Stück Heimaterde für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben möge. Wir wollen uns aber auch die Namen der genannten Pflanzen merken und einmal acht geben, wenn wir wieder durch das Tiefental wandern, ob es uns gelingt, ebenfalls die eine oder andere zu entdecken. Dann, wenn wir vor einer solchen botanischen Kostbarkeit stehen, wollen wir uns doppelt darüber freuen, daß gerade unsere Königsbrücker Heimat mit solchen Seltenheiten gesegnet ist.
Vielleicht mögen uns aber auch die angeführten Sätze des Naturwissenschaftlers anregen, einmal mehr als bisher das Tiefental zu besuchen, dessen Schönheit in noch höherem Maße als bisher erschlossen wird, wenn erst der neue Spazierweg vom Verkehrsverein gebaut sein wird, der den "Naumannstieg" mit der "Schönen Aussicht" verbinden soll und es dann gestattet, an der Pulsnitz vorbei ins Tiefental hinein und die Höhen entlang wieder heim zu wandern.

aus "Westlausitzer Zeitung" vom 17. März 1936



Im Wegebauausschuß des Orts-u. Verkehrsvereins Königsbrück ist in den letzten Wochen wieder eifrig gearbeitet worden, um noch vor Pfingsten neue Wege in unserer nächsten Umgebung zu erschließen.
Wiederum durch das Entgegenkommen des Herrn Dr. Naumann ist ein Weg in Hufeisenform oberhalb des Tiefentales gebaut worden. Derselbe verläuft, rechts der Kamenzer Straße am Anfang des Busches, zunächst auf vorgebautem Wirtschaftsweg, an der Jagdhütte vorbei und zweigt dann links ab in den Wald. Hier ist ein Plateau errichtet, auf dem eine Bank mit dem Blick auf die Stadt und das dahinter gelegene Gelände bis zur Marienhöhe bei Röhrsdorf vorgesehen ist. Der Weg führt nun oberhalb des Stadtbades und des Weges im Tiefental hin. Kurz vor Einmündung des neugebauten Weges vom Tiefental zur Höhe, des sogenannten "Naumann-Steiges", wird wieder eine Bank zur Rast einladen. Hier genießt man einen Blick in tief unten liegende Tiefental und darüber hinaus über die Wälder mit Abschluß des Keulenberges. Dieser Weg war schon vor dem Kriege von Dr. Naumann gebaut, ist dann aber wieder in Vergessenheit und Verfall geraten. In bequemem Aufstieg, teilweise auf niedrig angelegten Stufen, erreicht man die Höhe und damit den oben bezeichneten Hufeisenweg, der nun, immer auf der Höhe hinführend, entzückende Bilder unsrer Heimat entrollt. Von beiden Bänken aus kann man die auf dem rechten Ufer der Pulsnitz liegende freie Höhe sehen, auf der ebenfalls eine Bank steht, die zur Fernsicht über Tiefental, Gräfenhain bis zu den Lausitzer Bergen einladet. Übrigens ist auch im Verlauf des Tiefentales noch eine weitere Bank, hinter der großen Wiese am Wehr bei Reichenau, aufgestellt worden, so daß jetzt vier Bänke im Tiefental stehen. Die Wege sind grün mit weißem Rande markiert und leicht zu finden....
Es ist also vom Wegebauausschuß des Verkehrsvereins alles getan worden, um noch vor dem Pfingstfeste neue Wege in unserer nächsten Umgebung zu erschließen. Hoffentlich benutzt mancher Königsbrücker die Festtage, diese neuen Wege zum ersten male zu begehen und mir eigenen Augen zu sehen, was der Verkehrsverein geschaffen hat. Vor allem der verschiedenen Aussichtspunkte wegen ist ein Spaziergang über diese Wege zu empfehlen. Man wird erstaunt sein über die neuen Reize, die durch sie im Tiefental erschlossen worden sind. man ist gewohnt, an der Pulsnitz vorbei durch das Tiefental zu wandern. Jetzt kann es einmal von der Höhe herab betrachtet werden, und das wirkt gerade so, als wenn sich der Charakter der Landschaft ändere. Völlig neue, ungewohnte Perspektiven und Durchblicke sind entstanden. Es ist mit diesen Wegen in Wirklichkeit ein bisher fast unbeachteter Teil des Tiefentals nunmehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Mehrere Bänke, die immer an den schönsten Stellen des Weges stehen, laden zum Verweilen und aufmerksamen betrachten ein. Die Aufstellung neuer Bänke wird ebenfalls dankbar empfunden werden. Auch dadurch wird mancher zu einem Spaziergang in das herrliche Tiefental veranlaßt, dem sonst der Weg zu weit war. Jetzt kann man von Zeit zu Zeit ausruhen.

aus "Westlausitzer Zeitung" vom Freitag den 18.Mai 1934

Pulsnitztal Geschichte

Oberlausitzer Grenzurkunde - die Pulsnitz als Grenzfluß


Die Oberlausitzer Grenzurkunde definierte die Grenzen zwischen der zum Königreich Böhmen gehörenden Oberlausitz und den Besitzungen des Bischofs von Meißen. Sie wurde am 7. Mai 1241 von König Wenzel auf dem Königstein unterzeichnet. Viele der zwischen Bautzen, Sebnitz und Stolpen gelegenen Orte, die im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus gegründet worden waren, sind in der Oberlausitzer Grenzurkunde zum ersten Mal schriftlich erwähnt.

Vorgeschichte

Der Gau der sorbischen Milzener, die spätere Oberlausitz, war seit dem 10. Jahrhundert Expansionsziel der angrenzenden Länder. Das Gebiet war zuerst vom deutschen König abhängig, dann kurze Zeit polnisch, später wechselte der Besitz mehrfach zwischen den böhmischen Königen und den Markgrafen von Meißen, ehe das Land Budissin, wie die Oberlausitz damals hieß, 1158 für mehr als 450 Jahre ein Nebenland des Königreichs Böhmen wurde. Schon seit Anfang des 11. Jahrhunderts hatte aber auch das Hochstift Meißen durch verschiedene Schenkungen Besitzungen in der Oberlausitz erlangt, vor allem um Stolpen, Bischofswerda und Göda. Sowohl die Meißner Bischöfe als auch die Könige von Böhmen holten seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verstärkt Kolonisten ins Land, ließen die Wälder roden und neue Dörfer anlegen. Die meisten Ortsgründungen der Oberlausitz gehen auf die Jahrzehnte zwischen 1150 und 1240 zurück. Um 1220 war das zur Besiedlung geeignete Land weitgehend verteilt und zwischen den Gefolgsleuten des Königs und des Bischofs entstanden zahlreiche Grenzstreitigkeiten. Eine genaue Festlegung, welche Gebiete zu Böhmen gehörten und welche dem Meißner Hochstift, war notwendig geworden.

Die Festlegung der Grenze

1213 und erneut 1223 wurde die Grenze in mehreren Abschnitten von einer Kommission, die aus ortskundigen Gefolgsleuten des Königs und des Bischofs bestand, beritten, vermessen und festgelegt. Ihre Ergebnisse legten die 12 Kommissare in einem Protokoll vor. Dieses enthielt rund 100 Geländemerkmale, die den Verlauf der Grenze festlegten. Am häufigsten werden Wasserläufe genannt, die die Grenzlinie über eine längere Strecke eindeutig definieren können. An zweiter Stelle folgen Berge und Hügel.

Die Grenze folgte von der Elbe kommend dem Sebnitzbach aufwärts ging dann bei Sebnitz nach Norden Richtung Langburkersdorf, wandte sich von dort nordwestlich nach Frankenthal, wo sie ein Stück der Schwarzen Röder folgte. Die Grenze verlief dann weiter über den Keulenberg hinweg nach Pulsnitz. Von da an bildete das gleichnamige Flüsschen bis zu seiner Mündung in die Schwarze Elster die Grenzmarkierung.

Der Burgward von Doberschau mit den Dörfern Schwarznaußlitz, Singwitz, Blumenthal, Obergurig und Mönchswalde gehörte dem Bistum Meißen war aber von böhmischen Gebiet umschlossen. Auch die meißnische Enklave Bischdorf östlich von Löbau wird in der Grenzurkunde erwähnt.

Die Urkunde

1228 wurde ein Entwurf der Grenzurkunde ausgefertigt, den König Ottokar und sein Sohn und Mitkönig Wenzel aus unbekannten Gründen aber nicht unterzeichneten. Wenzel war zu jener Zeit übrigens dux budissinensis, also mit der Verwaltung der Oberlausitz betraut.

Am 7. Mai 1241 wurde die Oberlausitzer Grenzurkunde von König Wenzel auf der Burg Königstein an der Elbe unterzeichnet. Es wurden sogleich mehrere Exemplare dieses wichtigen Dokuments ausgefertigt. Inhaltlich gab es zum Entwurf von 1228 keine wesentlichen Unterschiede. Als Zeugen fungierten neben anderen Adligen Angehörige der Kommission, die die Vermessung fast 20 Jahre vorher vorgenommen hatte.

Der Name der Urkunde ist nicht zeitgenössisch, denn als sie ausgestellt wurde, existierte der Landesname Oberlausitz noch gar nicht. Von der Oberlausitzer Grenzurkunde ist erst in neuzeitlichen Publikationen die Rede. In der Urkunde selbst werden die alten slawischen Gaue Milska, Dacena (beide böhmisch) und Nisani (meißnisch) gegeneinander abgegrenzt.

Weitere Entwicklung

Durch Besitzwechsel vieler Orte änderte sich die böhmisch-meißnische Grenze im Spätmittelalter mehrfach. Nur der nördliche Teil der Grenzlinie, etwa ab dem Keulenberg, blieb rund 400 Jahre bestehen, bis das Markgraftum Oberlausitz 1635 unter die Herrschaft der sächsischen Kurfürsten kam.

Quelle: Wikipedia Stand vom 19. März 2009