Geschichte CV Oberlichtenau e.V.

Die Größe des kleinen Anfangs

Der Christliche Verein Oberlichtenau e.V. (CVOL) wurde als ein CVJM-Verein am 16.Februar 1992 im Wohnzimmer der Familie Förster auf dem Mühlweg 22 gegründet. Seine Wurzeln reichen jedoch zurück bis in das Jahr 1981.

Damals stellten die Mitglieder der Oberlichtenauer Jungen Gemeinde unter Pfarrer Klaus Nenke fest, daß es außer der an verschiedenen Orten stattfindenden “Disco” für Jugendliche kein Sonnabend-Abend-Angebot gab. Die jungen Christen suchten dazu eine Alternative. So entstand der Plan für die Einrichtung einer offenen Jugendarbeit .

In den Planungsprozeß wirkte beflügelnd hinein die Tatsache, dass in der Silvesternacht 1981/82 der Anbau der Pfarrscheune zusammenstürzte. Bei den Aufräumungsarbeiten wurde das verschüttete Kellergewölbe aus dem Jahr 1656 freigelegt, welches in den nächsten Jahren durch die Jungen Gemeinden Reichenbach und Oberlichtenau als Jugendkeller hergerichtet wurde. Umfangreiche Baumaßnahmen waren nötig, bevor im Oktober 1986 die “Teekellerarbeit” nach einer Jugendwoche starten konnte.

Der Begriff TEEKELLER beruht auf der Verpflichtung der Mitarbeiter, eine alkoholfreie Jugendarbeit zu leisten. Das Hauptgetränk war Tee.

Ab sofort trafen sich die Jugendlichen jeden Samstag Abend in ihrem Keller. Es wurde gespielt, diskutiert, gesungen und nachgedacht über christlichen Glauben. Schnell hatte es sich im Pulsnitztal und darüber hinaus herumgesprochen, dass es in Oberlichtenau am Samstag Abend ein besonderes Angebot gab. Christen trafen sich hier ebenso wie Nichtchristen. Bald wurde der Keller zu klein für die vielen Gäste. Die größte Veranstaltung der Teekellerzeit (das Sommerfest 1989) verzeichnete einen Besucherrekord von über 200 Gästen.

Trotz Wende kein Ende

Im Jahr 1990 erlebte die Teekellerarbeit einen massiven Einbruch, als ein sehr großer Teil der aktiven Mitarbeiter auf Grund von theologischen Streitfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche und damit auch der Teekellerarbeit den Rücken kehrten. Die verbleibenden Mitarbeiter (die Teekellerarbeit wurde zu keiner Zeit unterbrochen) suchten in dieser Zeit der theologischen Wirren nach einer Neuorientierung. Diese fanden sie im Profil der CVJM-Arbeit. Es erwachte der Gedanke einer Vereinsgründung.

Zum besseren Verständnis: Der CVJM sind eine weltweit bestehende christliche Jugendbewegung. Der erste CVJM wurde 1844 in London gegründet und heute gibt es den CVJM (engl.YMCA) in 130 Ländern mit ca. 30 Mio. Mitgliedern. Im Nationalsozialismus war der CVJM verboten. An diesem Verbot hielten die Kommunisten in der DDR fest. Der CVJM existierte in der DDR als “Jungmännerwerk” unter dem Dach der Ev.- Luth. Kirche. Er unterschied sich durch sein Profil - eine klar bekennende missionarische Ausrichtung - von anderen Gruppierungen innerhalb der Kirche. Nach der Wende beginnt der CVJM auch in Mitteldeutschland wieder eine freie Arbeit - eine Arbeit neben der Kirche, aber für die Kirche.

Ab Herbst 1991 traf sich regelmäßig ein Arbeitskreis zum Erstellen der Satzung des entstehenden CVJM Oberlichtenau. Dieser wurde letztendlich am 29.04.92 in das Vereinsregister Kamenz unter der Nummer 227 eingetragen.

Getreu seiner Geschichte veranstaltete der junge CVJM Oberlichtenau e.V. die Teekellerveranstaltungen weiterhin. Das Kellergewölbe unter der Pfarrscheune erwies sich jedoch zunehmend als ungeeignet. In der kalten Jahreszeit stand der Keller immer wieder unter Wasser. Als Ausweichmöglichkeit hatte die Kirchgemeinde einen Raum im nunmehr unbewohnten Pfarrhaus zur Verfügung gestellt, welcher von den Teekellermitarbeitern als Jugendraum hergerichtet worden war.

Zupacken statt einpacken

1992 wuchs die Gewissheit, dass das Pfarrhaus saniert und danach für eine offene Jugendarbeit nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Wollte der CVJM also seine Arbeit im Pulsnitztal in der gehabten Weise weiterführen, machte es sich erforderlich, eigene Räumlichkeiten zu schaffen.

Dies gelang im Zuge der Umstrukturierung und Förderung der Jugendarbeit nach der deutschen Wiedervereinigung. Das sächsische Kultusministerium stellte jedem Landkreis eine Million Mark zum Aufbau eines Jugendzentrums in freier Trägerschaft zu Verfügung. Für den Landkreis Kamenz war der CVJM der erste freie Träger der Jugendhilfe, der sich überhaupt nach Fördermöglichkeiten dort erkundigte und erhielt den Zuschlag. Erst später wurde die Fördersumme auf Betreiben der Stadt Kamenz halbiert, und eine Hälfte wurde zum Aus- und Umbau der Kamenzer Fahnenfabrik als Jugendzentrum verwendet. Mit Hilfe von ca. zehn Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Dank des tatkräftigen Zupackens vieler Freunde und Mitglieder des Vereins konnte ein so enorm hoher Anteil an Eigenleistung gebracht werden, dass der CVJM sein Jugendhaus in geplanter Größe bauen konnte.

Es entstand als “Vorprojekt zum Hauptprojekt” zunächst das Holzhaus als Aufbau auf die Garage im Pfarrhof. Dies diente dem Kultusministerium als Nachweis der Leistungsfähigkeit des jungen Vereins und ermöglichte eine sofortige inhaltliche Weiterarbeit des Vereins, als die Rekonstruktionsarbeiten am Pfarrhaus begannen. Im Dezember 1992 erfolgte die Schlüsselübergabe durch Landrätin Andrea Fischer.

Bürgermeister Mager forderte jedoch vom Verein, vor der Errichtung eines Neubaus die baufällige alte Pfarrscheune zu sanieren, um damit für das Ortsbild wertvolle Altbausubstanz zu retten. Dies lag auch im Interesse der Kirchgemeinde, welche für eine symbolische Mark dem CVJM ihr Problem verkaufte und eine große Menge Baumaterial kostenfrei zur Verfügung stellte, als Zeichen der Erleichterung darüber, dass sich der CVJM der Pfarrscheune annahm. Die Sanierungsmaßnahmen an diesem Gebäude wurden zum größten Teil aus Fördermitteln des Sächsischen Sozialministeriums und der Kommune Oberlichtenau finanziert.

Mit der kostenfreien zur-Verfügung-Stellung von Kirchengrundstück war die letzte Voraussetzung geschaffen, das langersehnte Ziel -die Errichtung des Jugendhauses- zu erreichen. Im März 1994 erfolgte durch Schirmbauherrin, Landrätin Andrea Fischer, die Grundsteinlegung zum “Dr.-Erich-Stange-Haus”.

Wer war Dr. Erich Stange?

Dr. E. Stange (1888-1972) war gebürtiger Schwepnitzer und wirkte von 1913 -1917 als evangelischer Pfarrer in Pulsnitz. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm er das Amt des “Reichswartes” des deutschen CVJM an und baute diesen zur stärksten christlichen Jugendorganisation aus. Er ließ 1934 nicht zu, dass der CVJM in die Hitlerjugend integriert wurde, sondern nahm auch gegen seine eigenen Mitstreiter statt dessen das Verbot des CVJM durch die Nationalsozialisten in Kauf und damit den Weg in die Illegalität.Mit dem Zusammenbruch der NS-Diktatur 1945 stand Dr. Stange zum zweiten Mal vor der Aufgabe, den deutschen CVJM aufzubauen. Dieser Aufgabe widmete er sich bis 1954. Eine Lebensmaxime Dr. Stanges: Wenn wir die Stunde Gottes mit uns nicht versäumen wollen, dann gilt es , die vor uns liegenden Aufgaben und Chancen entschlossen und ohne Zögern anzupacken, wohl wissend, dass diese über Jahre hinweg möglicherweise unseren ganzen Einsatz fordern werden.

Am 28.12.94 wurde das “Dr.-Stange-Haus” für eine Silvesterfreizeit provisorisch in Betrieb genommen, die Bauarbeiten gingen aber nach dieser Freizeit noch lange weiter. Offiziell eröffnet wurde das Jugendhaus am 05.02.1995 im Rahmen des “Pro-Christ-Sonntages” durch Bürgermeister Siegfried Moschke, nachdem der Vereinsvorsitzende, Maik Förster, symbolisch den Schlußstein - einen Dachfirsten in Form eines stehenden Kreuzes - gesetzt hatte. Dieses Kreuz soll verdeutlichen, dass für die Arbeit des CVJM Oberlichtenau der Segen des Allmächtigen Gottes erbeten wird.

Im Frühjahr 1995 errichtete der CVJM auf dem Grundstück hinter dem Jugendhaus die Feriensiedlung Pulsnitz. Diese bietet Gruppen die Möglichkeit, auf einfachem und daher finanziell erschwinglichem Niveau zu übernachten. Die Einnahmen aus der Feriensiedlung Pulsnitztal nutzt der Verein zur Deckung der mit seinen Gebäuden verbundenen laufenden Kosten.

Das Jugendzentrum beginnt zu leben

Mit der Inbetriebnahme des Jugendhauses wie auch der Scheune stellte sich vermehrt die Aufgabe, die Gebäude mit Leben zu füllen. Im Laufe der folgenden Jahre hat sich das etwa wie folgt ergeben: Die Scheune diente in erster Linie als Lager. Hier wurden Hilfsgüter für notleidende Menschen gesammelt . Eigene oder fremde Hilfstransporte in Notregionen der Welt, vor allem ehemalige Ostblockländer, wurden von hier bestückt. Die dabei größte Aktion war eine Ofenaktion für Kroatin 1994. Alte Öfen und Beistellherde wurden für Flüchtlingslager in Kroatien gesammelt und von Oberlichtenau aus durch die Bundeswehr ins Zielgebiet gebracht.

Darüber hinaus befand sich die Vereinsverwaltung lange in der Scheune sowie ein Tischtennisraum. Das Holzhaus diente als Gruppenraum, bis dem CVJM 1999 auf grund ungeklärter Eigentumsfragen die Nutzung dieses Gebäudes seitens der Ortskirchgemeinde untersagt wurde und auch die Scheune ins Eigentum der Kirchgemeinde zurück fiel.

Im Jugendhaus fand bis etwa 2005 die offene Kinder- und Jugendarbeit statt. Mit dem Wegfall der Mittelschule im Ort machte sich diese Arbeit zunehmend überflüssig bzw. wurde inhaltlich komplett neu strukturiert.
Um sich eine langfristige finanzielle Absicherung zu schaffen, kaufte der CVJM Oberlichtenau e.V. im Herbst 1997 die ehemalige Schlossgärtnerei von der Treuhand. Hier entstand zunächst eine Wohnung, welche der Verein marktüblich vermietete. Nach dem Auszug des Mieters wurde das Haus zum Gästehaus umgenutzt. Das dazugehörige Grundstück bietet vielerlei Möglichkeiten der Nutzung. Es bietet Gästen Erholung im Grünen und trägt mittlerweile einen Teil des Bibelgartens.

Im Keller des Hauses wurde eine öffentliche evangelische Bibliothek für unseren Ort eingerichtet, in welche die Bestände der früheren Gemeindebibliothek integriert wurden. Diese zog zugunsten eines Ikonenmuseums Anfang 2012 aus den´m Haus aus. Seit November 2012 beherbergt der Keller des Hauses ca 50 Originale Ikonen und dient ausschließlich als Ikonenmuseum.

Der CVJM war außerdem unternehmerisch tätig: Anfang des Jahres 1998 erfolgte die gewerbliche Anmeldung eines wirtschaftlichen Geschäftsbertiebes als Reiseveranstalter, um langfristig von Fördermitteln unabhängig zu sein. Genau diese Tätigkeit als Reiseveranstalter löste im Laufe der Jahre 1999 und 2000 den Bruch mit den übergeordneten Organen des CVJM auf Landes- und Bundesebene aus. Seitens des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland e.V. wurde dem CVJM Oberlichtenau e.V. markenrechtlich untersagt, weiterhin als Reiseveranstalter tätig zu sein. Der Name “CVJM” und das dazugehörige Vereinslogo- das CVJM-Dreieck waren vom Gesamtverband patentrechtlich geschützt worden. Auf grund der DDR-Vergangenheit, als CVJM verboten war, konnte der „West“-CVJM auf ältere Namensrechte verweisen und dem Konkurrenten im Reisegeschäft erfolgreich seine Tätigkeit als CVJM untersagen. Die Abteilung Reisedienst des CVJM Oberlichtenau e.V. wurde aus dem Verein ausgegliedert und in einem zu diesem Zwecke neu gegründeten Verein - dem cv-aktiv reiseDienst e.V. untergebracht.

Beide Vereine- der CVJM Oberlichtenau e.V. und der cv-aktiv reiseDienst e.V. gründeten am 03. Oktober 2000 gemeinsam die Evangtours GmbH.

Die Austragung des vom CVJM-Gesamtverband (!) veranlassten Rechtsstreites vor dem Landgericht Hamburg wurde dem CVJM Oberlichtenau e.V. sehr übel genommen und es wurde ihm vorgeworfen, damit dem Ansehen des CVJM in der Öffentlichkeit geschadet zu haben.

Dies führte letztendlich zum Ausschluss des CVJM Oberlichtenau e.V. aus dem CVJM-Landesverband Sachsen e.V. . Für den Verein bedeutete dies, dass er sich einen neuen Namen geben musste.

Seit Februar 2001 trägt der Verein nun den Namen “Christlicher Verein Oberlichtenau e.V.”

Der CVOL hat einen festen Platz in der Vereinslandschaft unseres Ortes gefunden, nachdem ihm in seiner Gründungs- und ersten Bestehensphase viel Misstrauen entgegengebracht wurde.

Mit der Gründung des cv-aktiv reiseDienstes agierten nun zwei christliche Vereine im Ort, die sich gegensweitig vernetzten und unterstützten.
Gemeinsam betreiben beide Vereine seit Juni 2005 den Bibelgarten, ein Freilichtmuseum rund um biblische Geschichte. Zum Bibelgarten gehört im Verantwortungsbereich des CV Oberlichtenau e.V. eine Keramische Wekstatt im ehemaligen Gewächshaus der Schlossgärtnerei, welche nicht nur für die Herstellung biblischer Gebrauchskeramik genutzt wird, sondern gleichzeitig als Hobbywerkstatt für große und kleine Künstler des Ortes und der Umgeung dient. Die Überreste alter Frühbeete aus der Zeit des Schlossgärtners werden vom CV Oberlichtenau e.V. heute mit biblischen Pflanzen thematisch zum Bibelgarten passend bepflantzt, und eine kleine byzantinische Basilika dient zur Erklärung des frühen Christentums.

Anliegen des CVOL ist es, eine den ganzen Menschen ansprechende Arbeit zu leisten, welche klar auf dem Hintergrund des christlichen Glaubens zu verstehen ist. Diese geht dank Bibelgarten heute bei weitem über die herkömmliche Kinder- und Jugendarbeit hinaus.